von Daniel Bense
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15. Juli 2023
Für drei Wochen zieht es uns in die Sommerfrische nach Carwitz in der Feldberger Seenlandschaft. Inmitten dreier glasklarer Seen dösen hier in diesen heißen Junitagen die Feldsteinhäuschen rechts und links des buckligen Katzenkopfpflasters der Dorfstraße. Nur hin und wieder quert eine Katze träge von der einen auf die andere Seite. Die Hofhunde haben längst das Bellen eingestellt und dösen im Schatten der Feldsteinmauern. Rund um Dorf und Seen rauschen sanft die Wälder in einer leichten Sommerbrise. Wir lassen das Dorf hinter uns, rechterhand liegt das ehemalige Anwesen des Autors Hans Fallada. Neben seiner Tätigkeit als Autor betrieb er hier bis 1944 eine eigene Bauernwirtschaft. Die Dorfstraße wird hier zu einem Sandweg. Über eine sonnige Kuppe, gesäumt von blühenden Trockenwiesen, auf denen in der brütenden Hitze Insekten geschäftig von einer bunten Blüte zur nächsten summen, tauchen wir ein in die Kühle des Uferwaldes. Wandert man still genug im Schatten der Bäume den Uferweg entlang, so kann man hier den seltenen Schreiadler seine Kreise am Himmel ziehen sehen oder einen Fischotter im Wasser entdecken. Der Schatten der Bäume und das glasklare Wasser des Sees laden ein zu einer kleinen Pause, einem erfrischenden Bad und einem Buch. Falladas Geschichte "Fridolin, der freche Dachs" hat uns hierher begleitet. Denn hier, rund um den Bohnenwerder, trieb einst der aus Falladas Feder entsprungene Dachs sein Unwesen. Den Tag über döste er, so wie wir gerade, im Schatten des Waldes. Doch kaum kam die Nacht, labte er sich ausgiebig an dem vom Autor mühsam angebauten Mais. Doch auch Hans Fallada selbst war ein Feinschmecker. Er schätzte vor allem Landgerichte mit Zutaten aus der eigenen Wirtschaft, aber auch aus Feld, Wald und See - direkt vor der Haustür. Diese kulinarischen Vorlieben sind in sein literarisches Werk eingegangen. Seine Köchin hat viele Gerichte, wie sie seinerzeit in Carwitz auf den Tisch kamen, aufgeschrieben. Doch diesen deftigen Rezepten werden wir uns bei anderer Gelegenheit zuwenden. Denn in diesen heißen Junitagen halten wir es mit dem Autor und genießen, was Feld, Wald und See zu bieten haben. Zum Frühstück gibt es Honig vom hiesigen Imker und später am Tag frische Räucherforelle vom Fischer. Und so gehen die Tage unbeschwert dahin - denn die einzige Frage, die wir uns stellen, ist "Gehen wir vor oder nach dem Frühstück schwimmen?"