Bauhaus und Tradition

Daniel Bense • 18. April 2023

Zu Gast in Weimar

Wir sind zu Gast in Weimar, wo Walter Gropius 1919 das Staatliche Bauhaus gründete - eine Schule für Architekten, Designer und Künstler, welche Modernität und Funktionalität proklamierte und neue Produktionsformen erprobte.

Hier gedeiht, auf 46ha sonniger Hanglage nordöstlich der Stadt, die Wiederbelebung der Weinbaukultur - an einem Ort, der bisher hauptsächlich für seine Poeten bekannt war.

Wir entscheiden uns für einen Sauvignon Blanc. In Weimar ist jedoch kein Wetter für Weißwein in Sicht. Und so reisen wir - mit dem Wein im Gepäck - weiter. Denn mit etwas Geduld - so finden wir - wird sich eine gute Gelegenheit für ihn finden.

Bevor wir Weimar jedoch verlassen, genießen wir traditionelle, regionale Küche und ein hervorragendes Bier, selbst gebraut vom Wirt Holger Duda im Haus zum Siechen Bräu. 

Weimar, wir kommen wieder!

The Rollin' Kitchen

von Daniel Bense 24. November 2023
Der Dezember naht mit großen Schritten und draußen wird das Wetter mit jedem Tag ungemütlicher. Mehrere Stunden mit heißer Schokolade und warmen Wollsocken am Laptop und dann sind die guten Rotweine und die Geschenkbox zu Weihnachten endlich für Euch im OnlineShop verfügbar. Also wird es Zeit für mich, in der Küche zu verschwinden und ein festliches Rezept für die Geschenkbox auszutüfteln. Und so entsteht mit den Zutaten der Geschenkbox eine Roulade von Rotkohl und roten Linsen an Orangen-Quitten-Rotkraut und im Weckglas gedämpften, locker-luftigen Semmelknödeln. Dazu eine festliche, dunkle Sauce mit dem knackigen Biss von Caviarsenf. Das Rezept ist ganz fleischlos ein Genuss - die vegane Roulade lässt sich aber auch wunderbar durch eine Rinderroulade ersetzen. Die im Sturzglas gedämpften Semmelknödel erlauben eine sehr feuchte Knödelmasse und das sorgt für sagenhaft lockere Semmelknödel. Dazu noch ein guter Wein und die Vorweihnachtsstimmung ist perfekt!
von Daniel Bense 15. Juli 2023
Für drei Wochen zieht es uns in die Sommerfrische nach Carwitz in der Feldberger Seenlandschaft. Inmitten dreier glasklarer Seen dösen hier in diesen heißen Junitagen die Feldsteinhäuschen rechts und links des buckligen Katzenkopfpflasters der Dorfstraße. Nur hin und wieder quert eine Katze träge von der einen auf die andere Seite. Die Hofhunde haben längst das Bellen eingestellt und dösen im Schatten der Feldsteinmauern. Rund um Dorf und Seen rauschen sanft die Wälder in einer leichten Sommerbrise. Wir lassen das Dorf hinter uns, rechterhand liegt das ehemalige Anwesen des Autors Hans Fallada. Neben seiner Tätigkeit als Autor betrieb er hier bis 1944 eine eigene Bauernwirtschaft. Die Dorfstraße wird hier zu einem Sandweg. Über eine sonnige Kuppe, gesäumt von blühenden Trockenwiesen, auf denen in der brütenden Hitze Insekten geschäftig von einer bunten Blüte zur nächsten summen, tauchen wir ein in die Kühle des Uferwaldes. Wandert man still genug im Schatten der Bäume den Uferweg entlang, so kann man hier den seltenen Schreiadler seine Kreise am Himmel ziehen sehen oder einen Fischotter im Wasser entdecken. Der Schatten der Bäume und das glasklare Wasser des Sees laden ein zu einer kleinen Pause, einem erfrischenden Bad und einem Buch. Falladas Geschichte "Fridolin, der freche Dachs" hat uns hierher begleitet. Denn hier, rund um den Bohnenwerder, trieb einst der aus Falladas Feder entsprungene Dachs sein Unwesen. Den Tag über döste er, so wie wir gerade, im Schatten des Waldes. Doch kaum kam die Nacht, labte er sich ausgiebig an dem vom Autor mühsam angebauten Mais. Doch auch Hans Fallada selbst war ein Feinschmecker. Er schätzte vor allem Landgerichte mit Zutaten aus der eigenen Wirtschaft, aber auch aus Feld, Wald und See - direkt vor der Haustür. Diese kulinarischen Vorlieben sind in sein literarisches Werk eingegangen. Seine Köchin hat viele Gerichte, wie sie seinerzeit in Carwitz auf den Tisch kamen, aufgeschrieben. Doch diesen deftigen Rezepten werden wir uns bei anderer Gelegenheit zuwenden. Denn in diesen heißen Junitagen halten wir es mit dem Autor und genießen, was Feld, Wald und See zu bieten haben. Zum Frühstück gibt es Honig vom hiesigen Imker und später am Tag frische Räucherforelle vom Fischer. Und so gehen die Tage unbeschwert dahin - denn die einzige Frage, die wir uns stellen, ist "Gehen wir vor oder nach dem Frühstück schwimmen?"
von Daniel Bense 30. Juni 2023
Während wir uns auf die Reise ins Baltikum vorbereiten, lädt das sommerliche Wetter zum draußen kochen ein. An einem sonnigen Sonntagmorgen finden also ein gutes Stück Rind und eine Schweinehaxe im Dutch Oven zusammen – und aus Feuer und Rauch entsteht Pulled Pork & Beef Bolognese Style. Das erinnert mich an eine im Reiseführer erwähnte Spezialität aus Litauen: „Cepelinai“ (litauisch für „Zeppeline“) sind üppige, gefüllte Kartoffelklöße und ein litauisches Nationalgericht. Und es funktioniert - Cepelinai lassen sich hervorragend mit Pulled Pork & Beef füllen. Dazu gibt es ganz traditionell gebratene Zwiebeln und Sauerahm.
von Daniel Bense 15. Mai 2023
Für einige Tage und dringende Termine geht die Reise immer dem Frühsommer hinterher Richtung Norden, bis auf den heimischen Hof an der Ostsee. Hier blühen Bärlauch und Gundermann für uns noch einmal, gibt es frische Triebe vom wilden Hopfen und zarte, junge Löwenzahnblätter. Sie laden dazu ein, unsere Küche direkt auf die Frühsommerwiese zu verlegen. Sonnenschein und eine sanfte Brise, ein offenes Kochfeuer – das macht Lust auf federleichte Sommergerichte und frische Wildkräuter. Und so entsteht eine vegane Wildkräuter-Trilogie: Kräuterpraline von Walnuss-Sonnenblumenkern-Topven | Gefüllte Gurke mit Bärlauchcreme | Marinierte Sprossen vom wilden Hopfen im Paprikafilet | mit Farbtupfern von Löwenzahn-, Bärlauch- und Gundermannblüten & gerösteten Brotkrumen Die Kräuterpraline vom veganen Topfen aus Sonnenblumenkernen und Walnüssen ist umhüllt von zarten Löwenzahn-Blütenblättern, feinen Julienne vom Giersch und frittierten Brennnesselblättern. Die gefüllte Gurke mit Bärlauchcreme bringt Frische ins Spiel. Das Filet von der gegrillten Paprika mit seinen zarten Röstaromen umhüllt die marinierten Sprossen vom wilden Hopfen. Farbtupfer von Löwenzahn-, Bärlauch- und Gundermannblüten setzen federleichte Akzente. Den malzig-knusprigen Kontrast bilden die gerösteten Brotkrumen mit einem Schuss gutem Olivenöl und wärmenden Gewürzen.
von Daniel Bense 2. Mai 2023
Aus den schroffen Südvogesen reisen wir talwärts Richtung Rheinebene. Hier ist es so flach, wie wir es aus Norddeutschland kennen. Auf der anderen Seite geht es wieder steil bergan in den Hochschwarzwald. Auf unseren Wanderungen durch die Vogesen hatten wir stets gutes Baguette aus der örtlichen Boulangerie und regionalen Käse von einem der zahlreichen Bergbauernhöfe dabei. Auch hier, auf unseren Streifzügen durch die scheinbar endlosen Wälder des Hochschwarzwaldes, bleibt die „Veschper“, wie man hier sagt, unsere wichtigste Mahlzeit am Tag. Nichts schmeckt bei einer Rast mit grandiosem Ausblick besser als frisches Brot, Wurst und Käse, natürlich Schwarzwälder Schinken – und dazu glasklares, kühles Wasser, frisch aus einer der zahlreichen Quellen. Abends, im örtlichen Gasthof bei Spätzle und Brägele (die wir als Bratkartoffeln kennen), kommen wir über das Woher und das Wohin schnell ins Gespräch mit den Einheimischen am Stammtisch. Und so fühlen wir uns - nicht nur kulinarisch - herzlich willkommen im Schwarzwald. Ein sonniger Mainachmittag: Mitten im Schwarzwald, auf über 1.000m Höhe, bereiten wir Burger vom Schwarzwälder Weiderind und frischen Laugenknoten. Patties in Bio-Qualität direkt vom Hof, in reichlich gutem Butterschmalz gebraten, Laugenknoten frisch vom Bäcker im Dorf. Die Burger-Sauce haben wir leider vergessen, also schnell improvisiert: Agavendicksaft, Tomatenmark, ein Schuss Sojasauce und eine Prise von dem BBQ-Rub, das gerade zur Hand ist. Etwas Balsamico, Olivenöl und Senf passt da auf jeden Fall auch noch dazu.
von Daniel Bense 27. April 2023
Aus den maigrünen Bergen des Pfälzer Waldes reisen wir weiter ins Elsass. Die zahlreichen Bunker der Maginot-Linie erinnern hier an die blutige Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Heute überqueren wir die einst fanatisch umkämpfte deutsch-französische Grenze fast unbemerkt. Und stellen einmal mehr fest, dass Frieden in Europa keine Selbstverständlichkeit ist. Wir fahren durch pittoreske Städtchen, hinter denen sanft geschwungen die Weinberge der hiesigen Winzer in der Frühlingssonne liegen. Darüber, auf den bewaldeten Ausläufern der Vogesen, wachen mittelalterliche Burgruinen. Die Landschaft und das Gesicht der Städte verändern sich, doch die traditionelle Küche bleibt schlicht und bodenständig – und dabei unglaublich gut. Wie zum Beispiel die Dampfnudeln - eine Variante von Hefeklößen, bei denen der Hefeteig in der abgedeckten Pfanne mit Fett und Wasser gleichzeitig gedämpft und gebraten wird, wobei ein knuspriger Boden und eine fluffige Krume entstehen. Wenn man – wie in der Pfalz üblich – noch ein wenig Salz mit in die Pfanne gibt, dann entsteht ein entzückender Kontrast von leicht süßer, fluffiger Krume und knuspriger, salziger Kruste. In der Pfälzer Bäckerei bekommen wir frische Dampfnudeln bereits zum Frühstück. Und genau dieses überaus schmackhafte Vergnügen begegnet uns im Elsass als „Dampfnüdle“ zur Mittagszeit wieder. Oder doch lieber ein „Flammkueche“, wie der Flammkuchen im Elsass genannt wird? Hier entstand einst diese Köstlichkeit aus hauchdünn ausgerolltem Teig, mit einer leicht gewürzten Creme aus Sauerrahm bestrichen, traditionell mit Zwiebeln und Speck belegt und schließlich kurz und sehr heiß gebacken. Früher, als man noch einmal pro Woche den Vorrat Brot im Holzbackofen backte, testete man mit den dünnen Teigfladen, ob der Ofen – in dem noch die Flammen züngelten – schon fürs Brot bereit war. Daher, so die Legende, der Name Flammkuchen. Dazu ein Glas guten Grauburgunder* - oft sind es die einfachen Dinge, von denen ein besonderer Zauber ausgeht. * Zum Beispiel einen Pinot Gris Les Prélats von der Domaine Paul Ginglinger - einem der zahlreichen Winzer hier im Elsass, die ihre hervorragenden Weine inzwischen in Bioqualität produzieren
von Daniel Bense 20. April 2023
Der erste warme Frühlingsabend am Rande des Pfälzer Waldes, zu Füßen der Burg Berwartstein. Zum ersten Spargel des Jahres öffnen wir die Flasche Sauvignon Blanc aus Weimar. Mit seiner Zurückhaltung und nicht zu spitzen Säure ist er eine wunderbar leichte Begleitung. Frisch geschnittenes Gras und Stachelbeere - ein perfekter Frühlingsabend. Denn der Spargelanstich, für den wir in der Mark Brandenburg zu früh waren, ist hier in der Pfalz bereits einige Tage her. Und so gibt es Spargel frisch vom Hof, in Bioland-Qualität. Draussen, vor dem Panorama des Pfälzer Waldes zubereitet. In Butterschmalz gebraten, mit Tiroler Speck. Dazu frischer Salat mit etwas Zitronensaft und Olivenöl. Und schließlich ein Glas federleichten Sauvignon Blanc. Mehr braucht es nicht. So wandern wir am nächsten Tag auf dem deutsch-französischen Burgenweg über die Gipfel des Pfälzer Waldes, von Burg zu Burg. Und am Ende des Tages führt uns die Wanderung bis ins Elsass, der nächsten Station unserer Reise.
von Daniel Bense 15. April 2023
„Durch einen schönen Schlaf hab ich meine Seele gereinigt. Gestern Abend sind wir hier angekommen. Wir wollen uns noch umsehen und dann wohl morgen weiter, mein Verlangen steht sehr vorwärts...“ So schreibt bereits Goethe bei seinem Besuch in Potsdam. Und auch wir nutzen das sonnige Wetter für einen kleinen Abstecher nach Potsdam, durch Park Sanssouci und das laute, bunte Gewimmel der Osterspaziergänger. Zurück in der Weite der Mark, genießen wir noch eine ruhige Nacht auf dem Hof unserer Gastgeber, wo im nächtlichen Nieselregen nur die Hunde im Dorf hin und wieder einen Fuchs oder einen Hasen verbellen. Am nächsten Tag zieht es uns weiter - durch Regenschauer und Sonnenschein, über die Bundesstraße B101 im gemächlichen Tempo weiter nach Sachsen; durch Landschaften und Städtchen, die beim Reisen über die Autobahn im Verborgenen blieben. Während wir die Familie in Sachsen besuchen, steht eins unserer Autos in die Werkstatt – und wir warten etwas bange. Doch bereits am nächsten Morgen 7:30 Uhr ruft der Werkstattmeister an: Unser Auto kann abgeholt werden - die Reise kann weitergehen. So setzen wir Kurs auf den gemütlichen, kleinen Campingplatz Wostra in Dresden, benannt nach der "Wochenend- und Strandbad Gesellschaft", welche 1930 diesen Platz begründet hat. Leider zeigt d as Aprilwetter sich weiter launisch, so dass wir beim Spaziergang auf dem angrenzenden Elberadweg zwar einen Ausblick auf Schloß Pillnitz am jenseitigen Elbufer erhaschen, aber weitere Ausflüge verhindert einsetzender Dauerregen. Hier müssen wir irgendwann auf alle Fälle nochmal hin und Schloß Pillnitz und das Angebot der ansässigen Winzer erkunden. Aber durch den Regen können wir immerhin die Zeit nutzen und bei laufender Standheizung im gemütlich warmen Auto noch etwas arbeiten. Am Abend kehren wir in die benachbarte "Elbinsel" ein. Das Schweine-Pilz-Gulasch mit Kartoffelklößen ist genau das Richtige bei dem Wetter - und das Birnen-Rotkraut ein Gedicht. Und so reisen wir schließlich mit Goethes Worten weiter nach Weimar. „Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei und meist von der unerwarteten Seite.“
von Daniel Bense 9. April 2023
Beschaulicher als geplant verläuft unsere Reise von der Ostsee durch die Uckermark bis in die Mark Brandenburg. Abseits der Autobahnen durchqueren wir, gemächlich wie einst Fontane mit der Kutsche, vom Morgennebel verhangene, verträumte Landstriche. Wir passieren eine Straße namens "Landstraße", im Modus "Autobahnen vermeiden" führt uns die Route des Navis vorbei an dem kleinen Örtchen "Dauer" - hier gibt es offenbar weder Eile noch unnötige Schnörkel. An diesem nebeligen Ostermorgen gibt es hier nur uns - und eine zeitlose Weite, die uns umfängt und von der wir uns nur zu gern entführen lassen. Die Mark Brandenburg empfängt uns schließlich doch noch mit strahlendem Sonnenschein. Und so verbringen wir hier mit Familie und Freunden zwei entspannte Osterfeiertage. Zum draußen kochen haben wir unseren Petromax Feuertopf im Gepäck. Und so kommt geschmorte Wildschweinkeule mit Demeter-Kartoffeln vom Hof unserer Gastgeber auf den Tisch. Dazu ein guter Wein - ein 2019er "la fleur enchantée" von der Domaine Saint Clair, für den besonderen Anlass.
Share by: